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Als »sanft und weich in allen Zugen«, als »schuchtern-freundlich und viel zu willenlos, als dass sie in der Gesellschaft sich bemerkbar gemacht hatte«, beschrieb Bettine von Arnim die einstige Freundin, doch das junge Stiftsfraulein, das zu zaghaft war, um das Tischgebet laut herzusagen, verlor und fand sich mitunter in heftigen, gewalttatigen Phantasien, traumte sich aus den Grenzen ihres Geschlechts, in denen sie doch gefangen blieb, da sie Gewalt nur als gegen sich selbst gerichtete auffassen konnte: »Schon oft hatte ich den Wunsch, mich in ein wildes Schlachtgetummel zu werfen, zu sterben. Warum ward ich kein Mann!« (29.8. 1801) Der Tod zog sie an; bald in heroischer (oft ossianischer), bald in antiker oder exotischer, bald in mystisch-philosophischer Verkleidung und gepaart mit dem Wunsch nach liebender Selbstpreisgabe und -aufopferung, pragt er ihre Dichtung. Als sich ihr Geliebter, der um neun Jahre altere, verheiratete Heidelberger Professor und Mythenforscher Friedrich Creuzer nach knapp zweijahriger Bekanntschaft mit einem Abschiedsbrief von ihr lossagte, erstach sie sich mit dem eigenen silbernen Dolch. »Sie konnte nicht leben ohne Liebe, ihr ganzes Leben war aufgeloset in Lebensmudigkeit«, schrieb die Freundin Susanne von Heyden (28.7. 1806); eine andere Freundin, Lisette Nees von Esenbeck, urteilte moralisch und intellektuell scharfer: »Sie fiel, ein Opfer der Zeit, machtiger in ihr wurkender Ideen, fruhzeitig schlaff gewordener sittlicher Grundsaze: eine ungluckliche Liebe war nur die Form unter der dies alles zur Erscheinung kam« (undatiert). |